Samstag, 7. November 2009

Autokauf auf den Philippinen - worauf man achten muss

Hier möchte ich Euch ein paar Tipps geben, wo man sein Auto kaufen sollte und wo besser nicht. Ausserdem erkläre ich einige Begriffe, die beim Kauf von Bedeutung sein können.

Hat das Auto bereits eine philippinische Registrierung?

Ein endgültiges Kennzeichen hat immer 3 Buchstaben, gefolgt von 3 Zahlen !
Es gibt temporäre Kennzeichen, diese bestehen aus zwei Buchstaben, gefolgt von einer Zahlenkombination und sind mit dem Vermerk "Temp" gekennzeichnet.

Viele Fahrzeuge kommen als Gebrauchtimport aus Japan oder Korea und werden dann von den Importeuren in den großen Städten zum Kauf angeboten.
Besitzt ein Fahrzeug die philippinische Registrierung (erkennbar eben an den vorhandenen Kennzeichen und den Papieren) noch nicht, so kann dies ein langwieriger und nervenaufreibender Weg werden!
Manche berichten von bis zu zwei Jahren bis zur Erlangung des Kennzeichens.
Also immer darauf achten, daß das Fahrzeug bereits registriert ist! Und nicht den Versprechungen des Händlers glauben, dass das "aber gar kein Problem sei". Entweder eine kleine Anzahlung leisten und erst nach der erfolgten Registrierung den Rest, oder ein anderes Auto suchen!

Converted

Als "Converted" werden Fahrzeuge bezeichnet, die aus Ländern mit Linksverkehr (Japan!) importiert und dann von Rechts- auf Linkslenkung umgebaut wurden.

Dieser Umbau ist i.d.R. extrem aufwendig (beispielsweise muss das Armaturenbrett ersetzt, der Kabelbaum muss verlängert werden usw.), meist wird gepfuscht was das Zeug hält:

- Kabel werden nur verdrillt, nicht verlötet, somit sind Elektrikprobleme vorprogrammiert.

- Der -jetzt nicht mehr benötigte- Heizungskühler wird samt aller Betätigungen herausgerissen, das Gehäuse zersägt (um Platz auf der anderen Seite für die Pedalerie zu schaffen)
- Zentral verriegelungen werden nicht umgebaut und funktionieren dann nicht mehr

- Anstelle eines neuen Arma turenbrettes wird das alte zersägt und wieder zusam mengeklebt und lackiert

Das waren nur ein paar Beispiele für die extrem schlechte Arbeit, die hier meist abgeliefert wird.

Surplus

Der Begriff kommt aus dem ameri kanischen als "Surplus" bezeichnet man ausgemusterte, fast unbrauch bare Ware. Somit auch (Gebraucht)-wagen, egal ob dieser "Converted" ist oder nicht.

Daher sei jedem Nichtfachmann geraten, die Finger von einem solchen Auto zu lassen.

Es wird alles auseinandergerupft, was nicht niet- und nagelfest ist, dann wird ein wenig Farbe über den alten Lack gesprüht (meist noch die billige, die keine drei Jahre hält und dann Risse bekommt) und das Ganze mit den Schrauben und Clips, die noch nicht verloren gegangen sind, wieder zusammengeflickt.

Das Ergebnis ist natürlich ein wesentlich schlechteres Auto als vorher ...
Da der Philippino aber ja der Meinung ist, ein "Surplus"-Auto lasse sich besser verkaufen als ein "Second hand", bezeichnet der gewiefte Verkäufer natürlich jeden Gebrauchtwagen so.

Wo kann man einen Gebrauchtwagen kaufen?

•Im Internet gibt es Seiten mit Anzeigen ("Classified Ads").

•In den Städten gibt es Händler, gut für den Autokauf sind natürlich Grosstädte (Manila, Cebu), weil die Auswahl gross und die Preise niedriger sind. Nachteil: Wenn man das Auto in der Provinz braucht, muss es verschifft werden, was zusätzliche Kosten verursacht

•Oft kann die lokale Zeitung mit Schnäppchen weiterhelfen

•Man sieht oft auch Schilder in Autos am Strassenrand "For Sale", meist ohne Preis. Bitte immer die Frau anrufen und nach dem Preis fragen lassen!

•Neuwagenhändler haben selten gebrauchte Fahrzeuge im Angebot, aber oft Listen von Kunden, die ein neues Auto gekauft haben und ihr altes Auto loswerden wollen.

Wo kriegt man die besten Gebrauchtwagen?

Viele reiche Philippinos haben drei oder mehr Autos. Des Öfteren gibt es hier Fahrzeuge im Angebot, die sehr wenig gelaufen sind, weil sie nur benutzt wurden, um beispielsweise "die Kinder zur Schule zu fahren".

Genauso oft gibt es solche Fahrzeuge, von denen das nur behauptet wird und bei denen der Kilometerstand gefälscht ist.
Im Zweifelsfall dringend einen Fachmann mitnehmen. Besonders bei solchen Angeboten von Gebrauchtwagenhändlern ist höchste Vorsicht geboten. Sie unterscheiden sich überhaupt nicht von deutschen Kiesplatz-Hökern.

Wenn das Auto von privat angeboten wird und das Umfeld stimmt (sieht man ja bei der Besichtigung), also grosses Haus, viele Autos und richtig Geld, dann besteht eine gute Chance, dass die Story stimmt, und das Auto könnte ein echtes Schnäppchen sein, wenn auch etwas teurer als vergleichbare Modelle mit mehr Laufleistung.

Weiterhin sei der Gang zum Neuwagenhändler empfohlen. Wer sich ein neues Auto kaufen kann, hatte in der Regel auch vorher genug Geld, um sein altes Auto gut zu warten und zu pflegen.

Wie sieht es mit Garantie aus?

Träumen wir von deutschen Verhältnissen? Vergiss' es.

Die meisten Neuwagen haben hier 36 Monate Herstellergarantie, wenn das Auto jünger ist, kann sie an den Käufer übergehen.

Andere Garantien sind mir nicht bekannt, von der in Deutschland gesetzlich vorgeschriebenen Gewährleistung ganz zu schweigen.

Wie erkennt man einen gefälschten Kilometerstand?

Sind es in Deutschland in etwa 50% aller Gebrauchtfahrzeuge, bei denen schon mal am "Zähler gedreht" wurde, so dürfte der Anteil hier auf den Philippinen eher bei 80%liegen.

So gut wie alle aus Japan importierten Autos sind dabei, da gehört es zum Standardprocedere, den Kilometerstand "zu überholen".

Ich möchte aber anmerken, dass es zumindest bei älteren Fahrzeugen kaum mehr auf den Kilometerstand ankommt, da ist nur der Zustand entscheidend. Ein Fahrzeug mit echten 300.000 Kilometern auf dem Buckel kann die bessere Wahl als eines mit echten 100.000 sein, je nachdem, wie das Auto in seinem Leben behandelt wurde.
Bei neueren Fahrzeugen, sagen wir bis etwa 5 Jahre, ist der reale Kilometerstand jedoch wichtig, und nur in diesem Bereich lassen sich überhaupt Indizien für einen gefälschten Tachostand finden.

Je weniger das Auto angeblich gelaufen und je kleiner es ist, desto grösser sind die Chancen.
Der Grund ist einfach: Kleine Autos werden in aller Regel mit billigeren Materialien hergestellt als Luxuskarossen und verschleissen daher auch schneller.
Generell gilt: Nachweisen kann man die Fälschung so gut wie nie, nur vermuten. Es geht hauptsächlich um den Abgleich der Stimmigkeit des Verschleissgrades mit dem Kilometerstand.

Hier einige Dinge, auf die man achten kann:

•Reifen halten hier etwa 20-40.000 km. Sollte ein Auto also mit angeblichen 15.000 Kilometern nicht mehr die Originalreifen haben (ausser es wurden nachträglich breite Reifen nachgerüstet), so bedarf es einer Erklärung. Man kann das Herstellungsdatum an der Reifenflanke ablesen, es sind die letzten drei oder vier Ziffern der DOT-Codierung.

Die Reifen sollten maximal ein Jahr älter sein als das Auto, wenn sie neuer sind, wurden sie definitiv gewechselt.

•Der Fahrersitz ist bei einem jungen Fahrzeug mit wenig Laufleistung straff und ohne Verschleißspuren. Wenn der Besitzer nicht gerade ein 200 kg-Mann war, sieht so ein Sitz je nach Fahrzeugqualität auch nach 60.000 km noch wie neu aus, von Verschmutzungen abgesehen.
Ein durchgesessener Sitz bei einem Auto mit weniger als 50.000 km ist ein Zeichen für einen gefälschten Kilometerstand.

•Die Pedalgummis verschleissen mit zunehmender Laufleistung. Allerdings auch stark abhängig vom Einsatz des Fahrzeugs. Trotzdem stimmt was nicht, wenn die Gummis nach 20.000 km bereits abgenutzt sind oder nach 100.000 km wie neu aussehen (dann wurden sie ersetzt, in Deutschland beliebt).

•Das Lenkrad und der Schalthebel greifen sich mit zunehmender Laufleistung ab, der Kranz wird immer glatter und die Oberfläche glänzend. Ein Auto mit geringer Laufleistung wird eine starke Narbung ähnlich der des Armaturenbretts aufweisen und matt sein.

•Allgemeiner Verschleiss des Innenraumes: Dieser ist wieder stark vom Besitzer abhängig, aber man kann anhand der vorhandenen Beschädigungen doch ableiten, ob es mit der Laufleistung stimmig ist. Bei einem jungen Auto ist ein Innenraum mit vielen Abnutzungserscheinungen wohl sowieso ein Grund, es nicht zu kaufen.

•Ab und an trifft man plumpe "Gedrehte" an, bei denen die Zahlen im (mechanischen) Kilometerzähler gegeneinander nicht auf gleicher Höhe sind oder bei denen die erste oder zweite Ziffer einen anderen Verschmutzungsgrad aufweist als der Rest der Ziffern. Dies ist ein sicheres Zeichen für einen Dreher. Bei digitalen Kilometerzählern ist es leider unmöglich, auf diese Art eine Fälschung zu bemerken.

•Ein Blick unters Auto kann ebenfalls Einiges verraten. Vor allem Teile aus Aluminium sind hier interessant, sie korrodieren mit der Zeit, und neben dem Einsatzort ist die Stärke der Korrosion vor allem von der Laufleistung abhängig.

•Das Gleiche gilt beim Blick in den Motorraum. Mit zunehmender Laufleistung schreitet auch die Korrosion voran. Nach einer Probefahrt kann man am Ölmeßstab das Motoröl prüfen. Bei Fahrzeugen mit geringer Laufleistung sollte es aussehen wie neu, nicht nach Benzin oder Diesel riechen und keine Schwarzfärbung (bei Dieseln ist eine gewisse Färbung normal) aufweisen.

Ein Auto mit 20.000 km und dunklem, nach Benzin riechendem Öl ist mit Wahrscheinlichkeit ein Dreher.

•Bei der Probefahrt kann man auf Knister- und Klappergeräusche achten. Autos fangen schon nach geringer Laufleistung an, solche Geräusche zu entwickeln. Fährt man also in einem Kleinwagen probe und es bleibt auch bei Schlaglöchern alles ruhig, so hat das Auto mit Sicherheit eine sehr geringe Laufleistung.

•Das Fahrverhalten gibt ebenfalls Auskunft über die Laufleistung. Gerade auf den Philippinen verschleisst ein Auto relativ schnell, wenn es also fährt wie ein Neuwagen, dürfte die Laufleistung deutlich unter 30.000 km liegen.

•Misstrauisch werden sollte man immer dann, wenn bei einem Wagen mit angeblich geringer Laufleistung auffällig viele Teile ausgetauscht wurden, womit der Verkäufer ja meist hausieren geht. Stoßdämfer und Traggelenke sollten selbst auf den Philippinen mehr als 30.000 km halten, ebenso die Bremsen.

•Selbst wenn der Verkäufer ein vollständig ausgefülltes Scheckheft vorweisen kann, ist das keinerlei Garantie für die Laufleistung. Ein Wartungsheft ist sehr leicht zu fälschen. Wenn beispielsweise die Stempel des Händlers für jede Wartung die gleiche Färbung aufweisen, sollte man misstrauisch werden. Dann ist davon auszugehen, dass sie alle zur gleichen Zeit eingestempelt wurden. Besser sind Originalrechnungen. Auch sollte man die Zeiträume zwischen den Inspektionen auf Stimmigkeit prüfen, wenn die Laufleistung pro Jahr auffällig differiert, ist eine Erklärung fällig.

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